Kinder Spielzeug

Kinder Spielzeug aus der Natur
Drei Kinder sitzen an einem sonnigen Augustnachmittag im Sand und klopfen mit großen Steinen auf Getreidehalmen herum. Durch jeden Hieb rieselt aus den Weizenkörnern eine winzige Menge Mehl. Das ist grob und wird von den Kindern mit festen Schlägen kleiner und feiner gemahlen. Ein paar Stunden später ist das Schüsselchen der kleinen Racker halb voll. Der Junge sagt “Morgen früh machen wir damit weiter.” Die beiden kleineren Mädchen nicken zustimmend. Von Nahem betrachtet war es ein großes Vergnügen für die drei Entdecker, was an diesem heißen Sommertag aus der Ferne ausschaute wie mühevolle Beschaffung der Nahrung unter sehr schweren Bedingungen. So wurden aus Sachen aus der Natur tolles Kinder Spielzeug.
Am nächsten Tag ging es weiter und an insgesamt drei langen Ferientagen hatten die drei Kinder aus selbst gepflückten Weizen soviel Mehl gemacht, dass man damit drei Pfannkuchen backen konnte. Heute erinnert sich der mittlerweile achtzehnjährige Alexander, dass dies die besten Pfannkuchen seines Lebens gewesen seien, auch wenn die geknirscht hätten.
Eine weitere Erinnerung ist, dass ein unglücklicher Dreijähriger weinend auf dem Boden des Kinderzimmers sitzt und von dem um ihn herum liegenden Kinder Spielzeug wie jede Menge Lego-Steine, Holzeisenbahn, Spielzeugautos und anderes Kinder Spielzeug nichts wissen will. Alexander erklärt anklagend, dass er keine Lust habe, mit diesem Kinder Spielzeug zu spielen. Schließlich ist “Nichts” ein wunderbares Kinder Spielzeug. Schneckenhäuser sammeln, sein Buch mit Muscheln verzieren, Matschlöcher graben, Stöckchen stapeln oder Korn klopfen. Wenn Kinder Spiele und Kinder Spielzeug selbst erfinden und gestalten können, sind sie zufrieden. Dennoch wünschen sie sich aus dem Spielwarenkatalog jenes und welches und nerven die Eltern in Spielzeugläden mit dem berüchtigten Satz “Das will ich haben”. Doch auch von uns Erwachsenen lernen Kinder das Produzieren von Wünschen. Deshalb fragt Gisela Wegener-Spöhring, Pädagogikprofessorin an der Universität Köln, etwas provokant: “Ist wenig Kinder Spielzeug in einer Welt, in der Erwachsene nach Herzenslust konsumieren, wenn sie es sich finanziell erlauben können, nicht unehrlich?” Schließlich sorgen übervolle Gabentische und mit Kinder Spielzeug voll gestopfte Kinderzimmer bei Kindern nicht für ein wirkliches Glücksgefühl. Sie sehnen sich nach etwas anderem als nach der zehnten Barbie, dem fünften Spielzeug-Telefon oder dem dritten ferngesteuerten Auto. Sie müssen die Erfahrung sammeln, dass sie mit (fast) nichts etwas Gutes hin bekommen. Wie das geht, können ihre Eltern ihnen zeigen. Schließlich gibt es im Alltag genug Gelegenheiten dazu.
Wenn man beispielsweise Appetit auf Apfelmus hat, kann man entweder das Glas aufdrehen und auslöffeln oder aber Äpfel schälen, klein schnibbeln und mit etwas Wasser und Honig aufkochen. Auch dann ist das Mus fertig.
Ein Kind ist beschäftigt und entwickelt sich motorisch weiter (Umgang mit dem Messer) und hat tolle Erfolgserlebnisse (nicht in den Finger geschnitten, leckerer Apfelmus), wenn es am Kochen mitwirken darf. Außerdem lernen Kinder, dass sie nicht nur darauf angewiesen sind, dass andere etwas für sie vorbereiten, vorgegeben und erledigen. Das Kind sieht, dass es auch für sich selbst sorgen kann. Dazu ist kein noch so teures Kinder Spielzeug in der Lage.
Sich eine eigene Welt zu schaffen, das sei der Sinn des Spiels, Kinder wollen selber Meister und Strippenzieher sein, so Gisela Wegener-Spöhring.
Denn für kleine Meister und Strippenzieher ist das Spiel mit dem großen “Nichts” eine spannende Sache, die viele Vorteile in sich birgt. Um “Nichts” braucht man sich nicht zu streiten, weil jeder auf die Suche nach seinem eigenen “Nichts” gehen kann, “Nichts” kann man nicht verlieren und an “Nichts” bricht auch keine Baggerschaufel ab. Immer wieder kann man außerdem selbst erfundenes Kinder Spielzeug wieder verändern. Ferner kann das Kinder Spielzeug vom Kind selber wieder an dessen Laune oder die Spielkameraden angepasst werden.
Wenn Joel auf Matschloch buddeln keine Lust mehr hat, springt er einfach mit beiden Gummistiefeln hinein. Wenn dann Freundin Patrizia von nebenan hinzu kommt, buddeln beide mit vereinten Kräften noch tiefer oder hüpfen eben fröhlich zu zweit im Matschloch herum.
Auf dem leer stehenden Hof hinter unserem Haus werden im Frühjahr gern Weitsprungmeisterschaften ins Leben gerufen. Mithilfe ihrer aufgereihten Schuhe messen die kleinen Sportler die Sprungweite. Einen Platz auf dem Siegerpodest sicherte man sich im letzten Jahr, wenn man die Schuhlänge von fünf Exemplaren der Größen 26 bis 32 ersprungen hatte. Auf der Wiese unter der Wäscheleine bauen die Jungs aus dem Nachbarhaus währenddessen aus alten Umzugskartons Seifenkisten. Die Mädchen kommen dann, wenn die Jungs sich vom Acker gemacht haben. Dann werden die Seitenkisten kurzerhand zu kleinen Puppenhäusern umfunktioniert. Und an den einstigen Antennen der Seifenkisten hängen Kränze aus Gänseblümchen. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes Kinder Spielzeug!