Das Wort Borderline bedeutet auf deutsch Grenzlinie bzw. grenzwertig. Diese Störung wird im Grenzbereich zwischen den neurotischen Störungen und den psychotischen Störungen eingeordnet weil Symptome aus beiden Bereichen identifiziert werden können. Das Symptombild zählt in der Psychotraumatologie zu den komplexen posttraumatischen Belastungsstörungen. Die Merkmale der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung oder Borderline-Persönlichkeitsstörung sind im wesentlichen häufige, unvorhersehbare und launenhafte Stimmungsschwankungen sowie impulsive Handlungen ohne Berücksichtigung der Konsequenzen. Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind geprägt von Instabilität und Impulsivität. Auch das Selbstbild ist betroffen. Dies führt in Folge zu emotionalen Krisen. Betroffene fühlen ein anhaltendes Gefühl der Leere.
Werden impulsive Handlungen unterbunden oder kritisiert, kann eine Tendenz zu streitsüchtigem Verhalten und Konflikten mit anderen bestehen. Menschen mit einer instabilen Persönlichkeitsstörung oder Borderline Erkrankung neigen zu heftigen Zornesausbrüchen manchmal einhergehend mit gewalttätigem Verhalten gegen andere oder gegen sich selbst. Auch mangelnde Impulskontrolle und autoaggressive Verhaltensweisen stellen ein überdauerndes Erlebens- und Verhaltensmuster dar. Betroffene haben große Angst vor dem Alleinsein und der Isolation. Gelegentlich kann es zu ausgeprägten Trennungs- oder Verlustängsten kommen, obwohl kein konkreter Grund dazu gegeben ist.
Die emotional instabile Persönlichkeitsstörung oder Borderline-Persönlichkeitsstörung wird sehr häufig von dissoziativen Störungen, Depressionen sowie verschiedenen Formen von selbstverletzendem Verhalten begleitet. (SVV = Mit selbstverletzendem Verhalten oder autoaggressivem Verhalten beschreibt man eine ganze Reihe von Verhaltensweisen, bei denen sich betroffene Menschen absichtlich nicht-lebensbedrohliche Verletzungen oder Wunden zufügen). Es besteht eine hohe Komorbidität zu anderen Persönlichkeitsstörungen wie zum Beispiel Depressionen oder AD(H)S.
Unterschieden wird die Krankheit in zwei unterschiedlichen Merkmalskatalogen.
Laut ICD-10 (Diagnoseschlüssel der WHO = World Health Organisation) unterscheidet man zum einen den impulsiven Typus, der vorwiegend gekennzeichnet ist durch emotionale Instabilität und mangelnde Impulskontrolle und zum anderen den Borderline-Typus. Laut DSM-IV (Diagnoseschlüssel der der American Psychiatric Association) gibt es ausschließlich die Borderline-Persönlichkeitsstörung ohne solche Unterformen.
Verbreitung der emotional instabile Persönlichkeitsstörung
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung wird zu 70 bis 75 Prozent bei weiblichen Patienten diagnostiziert. Betroffen sind ein bis zwei Prozent der Menschen. Da die Schweregrade / Ausprägungsgrade der Störung deutlich variieren, ist eine genaue Angabe der Häufigkeit sehr schwierig. Laut Definition beginnt die Borderline-Persönlichkeitsstörung schon im Kinder- und Jugendalter.
Ursachen der emotional instabile Persönlichkeitsstörung
Es gibt verschiedene Faktoren, die als mögliche Ursachen oder Teilursachen in Betracht gezogen werden. Mehrere Faktoren tragen zur Entstehung dieses Krankheitsbildes bei.
- Die genetische Veranlagung: Zwillingsstudien lassen vermuten, dass es einen starken Einfluss der Gene gibt.
- Umwelteinflüsse: Gewalterfahrung, Vernachlässigung und sexueller Missbrauch im Kindesalter können zur Entwicklung der Borderline-Persönlichkeitsstörung beitragen.
Behandlung der emotional instabile Persönlichkeitsstörung
Ab den 90er Jahren wurden wesentlich besser auf die Borderline-Persönlichkeitsstörung abgestimmte Therapien entwickelt. Leider sind Therapieabbrüche bei diesem Krankheitsbild sehr häufig, was auf mangelnde Kooperationsbereitschaft bei den Therapieinhalten (Non-Compliance). zurückzuführen ist. Um dies zu vermeiden wird versucht eine gute Ausgangssituation zu schaffen. Vermeidung von traumatischen Stress und ein guter Draht zum Therapeuten sind wichtige Vorraussetzungen um eine Borderline-Persönlichkeitsstörung zu behandeln.