Bei Strategieprozessen, in denen es auf der Entscheidungsebene der kommunikativen Unterstützung bedarf, wendet man eine spezielle Form des Coachings an: das Strategie-Coaching.
Das Strategie-Coaching unterscheidet sich allerdings von der herkömmlichen Strategieberatung, welche vorrangig verstärkend auf die Wissensbasis im betriebswirtschaftlichen Sinne und Systeme der Steuerung eines Strategieprozesses wirkt. Auch in der ursprünglichen Strategieberatung geht es nicht mehr ausschließlich um das Bereitstellen von Lösungsmodellen und ökonomischer Analysemethodik. Ein herkömmlich klassischer Strategieberater wird den Zugang zur Beratung trotzdem über betriebswirtschaftliche Modelle und Fakten suchen. Dadurch bleibt er der ökonomischen Perspektive treu. Daher erklärt sich die Neigung, dass in der unternehmerischen Praxis neben Fachberatern aus dem betriebswirtschaftlichen Bereich auch Experten der Kommunikation in die Begleitung von Veränderungsprojekten großer Bedeutung einbezogen werden.
Das Strategie-Coaching setzt schon im Strategiefindungsprozess ein. Nicht erst unmittelbar vor oder gar erst in der Umsetzungsphase. Dieses resultiert daraus, dass das Strategie-Coaching in der Steuerungs- und Orientierungsleistung der Entscheiderebene als zentraler Veränderungsprozess ansetzt.
Die Entwicklung richtungsweisender Vorgaben und die aktive Umsetzung dieser Vorgaben ist eine Hauptaufgabe der Unternehemensführung, welche nicht delegiert werden kann. Diesem Managementgrundsatz folgt das Strategie-Coaching. Oftmals lässt sich in diesem Unterstützungs- und Orientierungsprozess Konsequenz und Deutlichkeit vermissen. Dinge die in Strategieprojekten anfänglich noch völlig klar erscheinen (z. B. Kostenreduzierung um 30 %), sind bei näherer Begutachtung dann doch nicht mehr so eindeutig – vor allem dann, wenn sich mehrere Personen mit Entscheidungsgewalt auf einen “gemeinsamen Nenner” einigen müssen und dabei Fragen im Raum stehen, welche sich damit beschäftigen, wie vorzugehen ist und zu wessen Lasten Entscheidungen getroffen werden.
Hier sind häufig auch hoch qualifizierte Spitzenteams mit der Aufgabenstellung überfordert und es kommt zu nicht mehr rationalen und durch Machtpositionen gesteuerten Verhaltensweisen. Zugrunde liegt diesen Schwierigkeiten oftmals nicht, dass die Schwierigkeiten unüberbrückbar sind, sondern die mangelnde Kooperations- und Kommunikationsleistung von einzelnen Beteiligten ist hier der Auslöser des Problems. Das Strategie-Coaching zielt hier vorrangig darauf ab, die Kommunikation zwischen den Mitgliedern der Unternehmensführung zu stützen. Hierbei legt der Coach Unterstützungsschwerpunkte sowohl auf die Entwicklung von Orientierungspunkten, welche personenbezogen und sachlich sind (strategisches Basiskonzept), als auch auf die Vorbereitung von Führungsthemen, welche im Veränderungsprozess eine Rolle spielen, in emotionaler und intellektueller Form.
Beim Strategiecoaching geht es nicht darum, Implementierungslösungen vorwegzunehmen und es werden durch das Coaching auch keine Analysen betriebswirtschaftlicher Art ersetzt. Vorrangiges Ziel des Coachings ist es, die Mitglieder des Primärteams zu einer bewussten Identifikation und Annäherung an das eigene Anliegen zu bringen. Die Verständigungsbasis wird gestärkt durch einen Kreis, welcher die Öffentlichkeit des Unternehmens nicht beinhaltet. Chancen und Risiken können erkannt werden und somit kann von Beginn an mit Sicherheit und Einigkeit in die jeweilige Organisation eingewirkt werden.
Die Prozessstrukturierung eines normalen Coachingvorganges wird auch beim Strategiecoaching angewendet. Allerdings findet eine enge Abstimmung auf das parallele Strategieprojekt des Auftraggebers statt. Aus diesem Ansatz entsteht eine vielfältige Verbindung von Teilnehmern, Methoden, Ebenen der Arbeit und Inhalten der Beratung. Das Strategie-Coaching ist also recht komplex.