ADS / ADHS und Diagnosestellung

Die Erstellung der ADS / ADHS Diagnose sollte nur und ausschließlich durch erfahrene Fachleute erfolgen. Diese Fachleute sind: Kinder – und Jugendärzte, Kinder- und Jugendpsychiater und speziell ausgebildete Verhaltenstherapeuten. Nur diese Berufsgruppen sind in der Lage, eine ADS / ADHS Diagnostik zuverlässig und umfassend durchzuführen. Es hat in der Vergangenheit Fälle gegeben, in denen nicht geschulte Mediziner, die eigentlich die Mutter des “betroffenen” Kindes betreuten, zwischen Tür und Angel die Diagnose gestellt und auch die entsprechenden Medikamente verordnet haben, weil die Mutter völlig gestresst von dem anstrengenden Kind an ihrer Belastungsgrenze angelangt war. So etwas darf nicht passieren, da die Gefahr einer falschen Diagnose und einer Gesundheitsschädigung des Kindes durch völlig überflüssige Medikamente gegeben ist. Selbst wenn sich die Diagnose ADS / ADHS als richtig erweisen sollte, so muss über weitere Therapieformen und eine intensive medizinische Überwachung beraten werden. Zu diesem Zweck sind die oben angeführten Fachleute da. Allerdings ist es nicht immer einfach, hier den richtigen zu finden. Hilfestellung können Rat suchenden Eltern hier über die zahlreichen Selbsthilfegruppen im Bereich ADS / ADHS erhalten. Hier finden sich betroffene Eltern zusammen und tauschen ihre mitunter jahrelangen Erfahrungen aus. Diese Möglichkeit zum Austausch mit anderen betroffenen Familien kann ganz neue Perspektiven und Lösungsansätze bieten.

Die Erstellung der ADS / ADHS Diagnose erfordert viel Zeit. Hierbei sind nicht mehrere Stunden gemeint, sondern Wochen. Intensive Gespräche mit den Eltern sind notwendig. Die komplette Anamnese des Kindes wird besprochen. Schon eine schwierig verlaufende Schwangerschaft kann bei der Diagnostik wichtig sein. So arbeitet man sich in kleinen Schritten durch die ganze körperliche, psychische, emotionale und soziale Entwicklung des Kindes. Bei der Frage nach ADS / ADHS darf auch seine Stellung in der Familie nicht vergessen werden. Gibt es Geschwister? Wie viele Geschwister? Sind diese älter oder jünger? Mit welchen Personen lebt das Kind in einem Haushalt? Welches sind enge Bezugspersonen außerhalb der Ursprungsfamilie? Diese und viele andere Fragen werden im Verlauf einer intensiven Diagnostik gestellt werden. Wichtig sind auch soziale Kontakte, wie zum Beispiel wie viele Freunde das Kind hat, ob es von anderen Kindern eingeladen wird oder aber ob die Kontaktaufnahme eher schwer fällt. Ist das Kind schüchtern oder eher kontaktfreudig? Eine Rolle kann auch die Situation in der Familie spielen. Sind die Eltern geschieden? Ist ein Elternteil arbeitslos? Liegt ein Migrationshintergrund vor?
Des weiteren beschäftigt natürlich die Frage, was zu den aktuellen Problemen und der Kontaktaufnahme mit dem Fachmann geführt hat. Schulische Belange oder aber die Situation im Kindergarten werden eingehend besprochen. Außerdem werden in der Regel Gespräche mit den Lehrern oder Erziehern des Kindes nötig, um von diesen eine Einschätzung des Kindes zu erhalten.

Diese ganzen möglichen Fragen und Vorgehensweisen, stellen einen kleinen Teil der Gespräche dar die geführt werden müssen, um dem behandelnden Arzt einen Überblick zu verschaffen. Auch rein medizinische Diagnostik wird nötig. So sind Blutabnahmen, EEG und EKG und eventuell auch eine Untersuchung durch einen Kinder- und Jugendpsychiater Teil der ADS / ADHS Diagnostik. Aus der Vielfalt der hier aufgeführten Positionen lässt sich sehr schnell schließen, dass die ADS / ADHS Diagnostik eines erheblichen Zeitaufwandes bedarf und mit äußerster Sorgfalt durchgeführt werden muss. Sicher ist hier deutlich geworden, dass auffälliges Verhalten eine fast unüberschaubare Anzahl an Auslösern haben kann. Darum ist es umso wichtiger, hier sehr genau hinzuschauen.

Die Zusammenarbeit zwischen Kinder- und Jugendarzt, Eltern und den tagsüber betreuenden Bezugspersonen des betroffenen Kindes ist für eine ADS / ADHS Diagnostik schlichtweg unerlässlich. Nur wenn alle Beteiligten gemeinsam an einem Strang ziehen, kann dem Kind auf Dauer geholfen werden. Dieses gilt selbstverständlich auch, wenn sich herausstellt, dass die Problematik nicht durch ein ADS / ADHS, sondern durch andere Dinge verursacht wird. Nicht zuletzt wird der behandelnde Arzt sich natürlich auch selbst mit dem betroffenen Kind unterhalten, um seine Sicht der Problematik zu verstehen und Ihm zu vermitteln, dass er als Arzt dem Kind Unterstützung geben möchte. Nur wenn das betroffene Kind den behandelnden Arzt nicht ablehnt, wird eine gute Zusammenarbeit überhaupt möglich sein. Leider hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass es immer wieder zu enorm langen Wartezeiten bei kompetenten Fachleuten kommt. Nicht selten wird eine ADS / ADHS Diagnostik dadurch zusätzlich in die Länge gezogen. Das ist natürlich für die betroffenen Familien ein ungeheurer Druck, da sie sich bereits in einer äußerst schwierigen Situation befinden. Schließlich sucht ja niemand mit einem gesunden und völlig unauffälligen Kind einen Spezialisten auf. Der Leidensdruck der Familie und vor allem des betroffenen Kindes ist immens. Hier ist trotz der oftmals sehr schwierigen Lage Geduld gefragt. Man sollte sich nicht abwimmeln lassen und eventuell auch die Möglichkeit in Anspruch nehmen, auf einer Warteliste auf einen vielleicht kurzfristig abgesagten Termin zu warten. Hier ist dann jedoch die Möglichkeit zur Spontaneität gefragt. Eventuell kann auch der Kinderarzt vermitteln und die Dringlichkeit eines Termins deutlich machen. Besteht der begründete Verdacht, dass am Ende der ADS / ADHS Diagnostik eine Therapieempfehlung steht, sollte man sich unbedingt auch hier schon auf entsprechende Wartelisten eintragen lassen. Sonst kann es passieren, dass man zwar eine Diagnose hat, nun aber nach vielen Wochen der Gespräche und Untersuchungen viele Monate auf einen Therapieplatz warten muss. Sollte dieser tatsächlich nicht benötigt werden, so kann man sich von der Warteliste jederzeit streichen lassen.