Ist die Pubertät schon für nicht betroffene Heranwachsende und ihre Familien eine enorme Herausforderung, so kann man sich vorstellen, dass eine ADS / ADHS betroffene Familie vor einer besonders intensiven Zeit steht. Hier erweist es sich als sehr positiv, dass die Kinder nicht mit 12 oder 13 Jahren auf die Welt kommen, sondern mit der Familie und den ADS / ADHS bedingten Problemen wachsen konnten. In dieser Zeit wird deutlich wie wichtig die in den vergangenen Jahren geleistete Arbeit ist. Im Umgang mit dem Betroffenen Jugendlichen verändert sich eigentlich nichts. Weiterhin sind klare Strukturen und ein äußerst konsequenter Erziehungsstil gefragt. Oftmals erscheinen Eltern in dieser Zeit als besonders uncool und streng. ADS / ADHS Jugendliche benötigen jedoch eine sehr enge Führung um sich nicht im Alltagsdschungel zu verlieren. Offene Gespräche machen deutlich, warum Regeln nötig sind und werden von den ADS / ADHS Jugendlichen zumeist auch angenommen, da sie sich ihrer Situation durchaus bewusst sind und klare Absprache tatsächlich als hilfreich erleben. Das heißt natürlich nicht, dass sie nicht wie alle Jugendlichen in diesem Alter versuchen aus diesem Regelkonstrukt auszubrechen und ihre Grenzen zu erweitern. Hier verschwimmen dann die Ursachen ADS / ADHS und “normale” Pubertät. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass ein ADS / ADHS Jugendlicher einfach länger braucht, bis auch er ein verantwortungsvoller Erwachsener ist. Eine Faustregel besagt, dass dieser Zeitraum bei ungefähr 25 Jahren liegt. Das ist jedoch kein Grund zum Erschrecken. Fortschritte in der Entwicklung des Verhaltens sind wie bei allen Jugendlichen deutlich spürbar. Auch ADS/ADHS Jugendliche werden selbstständiger und erwachsener, nur halt ein bisschen langsamer. Dabei ist der Kontakt zu den Eltern oftmals sogar besonders gut, da durch jahrelanges miteinander arbeiten eine gute, von Vertrauen geprägte Basis geschaffen wurde. Bei einem nicht vomADS/ ADHS betroffenen Jugendlichen, der völlig ohne Probleme und Auffälligkeiten durch die Zeit der Kindheit gegangen ist, stehen die Eltern unter Umständen völlig entsetzt da, wenn dieser Jugendliche plötzlich aus seinen Grenzen ausbricht und “schwierig” wird. So können die ADS / ADHS betroffenen Familien sogar von der seit vielen Jahren geleisteten Arbeit profitieren und auch “alte” Rituale wie zum Beispiel die Familienkonferenz nutzen, welche sich bei einem pubertierenden Jugendlichen ohne ADS/ADHS,der zum Beispiel dieses Instrument der Kommunikation nicht kennt, sicher nicht mehr ohne Schwierigkeiten einführen lässt. ADS/ADHS betroffene Familien verfügen einfach über einen Erfahrungsschatz und meist auch einen Zusammenhalt aus früheren Jahren, der in der Pubertät von großem Nutzen ist. Es ist eine anstrengende, aber auch ungemein interessante Zeit mit einem ADS / ADHS Jugendlichen.