ADHS Medikamente und die Nebenwirkungen

Die Nebenwirkungen, die bei der Medikation bei ADS / ADHS anzuführen sind, sind gerade in der Anfangszeit eine leichte Übelkeit oder auch leichter Schwindel. Hinzu kommen können Probleme beim Einschlafen. Daher sollte die letzte Dosis des Medikamentes nicht zu spät, also spätestens im Nachmittagsbereich eingenommen werden. Es besteht auch die Möglichkeit, dass sich ein motorischer Tic entwickelt, dass heißt, es kommt zu unwillkürlich auftretenden Zuckungen von Muskeln. Dieses kann im Gesicht an den Armen oder Beinen beobachtet werden. Hier kann es notwendig werden, die Dosis zu reduzieren. Es ist in der Vergangenheit aber auch beobachtet worden, dass bereits vorhandene Tics unter der Medikation rückläufig waren. Hier waren die Tics wahrscheinlich nervösen Ursprungs und durch die Einnahme des Medikamentes haben sich diese Tics dann gelöst. Es ist jedoch auch zu erwähnen, dass in etwa 50 % aller Fälle die Kinder mit chronischen und erheblichen Tics auch von einer ADS / ADHS Erkrankung betroffen sind. Auch eine Verminderung des Appetits und somit auch eine verminderte Gewichtszunahme werden unter Stimulantieneinsatz beobachtet. Daher muss das Gewicht und die Körpergröße regelmäßig kontrolliert werden.

Wie alle Nebenwirkungen können diese auftreten, müssen aber nicht. Da die Wirkung des Medikamentes paradox ist, wirkt das Medikament auf ADS / ADHS Betroffene zwar “beruhigend”, hat aber bei nicht ADS / ADHS Betroffenen genau die gegenteilige Wirkung. Das heißt, dass Personen, die nicht ADS / ADHS erkrankt sind, durch die Einnahme dieser Medikamentengruppe aufgeputscht werden. Daher stammen auch die Verurteilungen der Medikamente als Drogen. Ein nicht Betroffener kann durchaus nach der Einnahme dieses Medikamentes ein “High-Gefühl” haben, denn bei ihnen wirken die Medikamente als Aufputschmittel. Daher werden diese Medikamente auch auf einem Rezept für Betäubungsmittel verschrieben. Für den ADS / ADHS-ler sind es zwar keine Betäubungsmittel, aber für alle nicht Betroffenen. Um hier einem Missbrauch vorzubeugen, fallen alle diese Medikamente unter das Betäubungsmittelgesetz.

In diesem Zusammenhang wird natürlich auch nach einer Suchtgefährdung durch diese Medikamente gefragt. Nach den bisherigen Erfahrungen kann man sagen, dass die Suchtgefährdung nicht größer oder kleiner ist, als bei anderen. Man kann jedoch feststellen, dass ein nicht behandelter ( Medikamente und / oder Therapie) ADS / ADHS Betroffener eher in die Suchtfalle gerät als ein behandelter. Das liegt jedoch nicht in den Medikamenten begründet, sondern in den nicht abgefangenen Sekundärerkrankungen, vor allem im psychischen Bereich. Ständige Ablehnung und Ausgrenzung gehen nun mal nicht spurlos an einem Menschen vorbei. Schnell sucht man dann den Weg über Alkohol, Drogen etc. um vermeintlich seiner Misere zu entkommen. Die beste Suchtprävention ist ein gesundes Selbstbild und ein intaktes soziales Umfeld.

Aufgrund der paradoxen Reaktionen von ADS / ADHS Betroffenen sollte bei einer geplanten Operation unbedingt auf die Erkrankung hingewiesen werden. Eine beruhigende Medikation, wie sie vor einer Operation üblich ist, sollte mit dem Anästhesisten unbedingt besprochen werden, da bei der Neigung zu paradoxen Reaktionen diese auch hier zu erwarten ist. Was nichts anderes bedeutet, als ein völlig aufgedrehtes, mitunter halluzinierendes Kind. Meist ist es besser auf diese vermeintlich beruhigende Medikation zu verzichten. Auch ohne diese werden sie feststellen, dass ihr Kind nach der Operation sehr schnell wieder wach und aktiv ist. Meist verlässt es den Aufwachraum schon recht schnell, da man dort mit dem lebhaften Patienten schlicht überfordert ist.

Ein weiteres, inzwischen sehr gebräuchliches Medikament ist Strattera. Dieses Medikament hat seinen Einfluss vor allem im Bereich des Noradrenalin, welches speziell für die Aufmerksamkeit zuständig ist. Dieses Medikament fällt jedoch nicht unter das Betäubungsmittelgesetz. Grundsätzlich ist die Wirkweise der schon aufgeführten Wirkweise der Stimulantien sehr ähnlich.

Welches Medikament eingesetzt wird, ob Kombinationen von Präparaten genutzt werden und wie hoch die Dosis im Einzelfall sein muss, wird in vielen kleinen Schritten von Fall zu Fall individuell entschieden. Die richtige Einstellung mit dem Medikament kann durchaus mehrere Wochen dauern und ist aufgrund von Wachstum, Gewichtszunahme und Entwicklung immer wieder Schwankungen unterworfen. Kein Mensch gleicht dem anderen, so gleicht auch kein ADS / ADHS Kind dem anderen. Selbst betroffene Geschwister unterscheiden sich in ihrer Medikation mitunter erheblich.

Die Entscheidung für oder gegen Medikamente, müssen Eltern von ADS / ADHS Kindern / Jugendlichen alleine treffen. Holen Sie sich Rat bei anderen Eltern mit ADS/ADHS Kindern, bei Selbsthilfegruppen und sprechen Sie ihre Fragen offen bei Ihrem Kinder- Jugendarzt an. Egal wie Sie sich entscheiden, Sie werden immer mit Personen konfrontiert werden, die Ihre Entscheidung nicht gut heißen. Wenn Sie wollen, versuchen Sie zu erklären, warum Sie so entschieden haben, aber rechtfertigen Sie sich nicht. Sie wollen das Beste für Ihr Kind und so handeln Sie auch. Die Energie, die man mit fruchtlosen Debatten mit Lehrern, Freunden, Nachbarn, Familie usw. verbraucht, kann man viel besser für das Leben und Erleben mit seinem ADS / ADHS Kind gebrauchen.