Informationen Kinder und was machen wir mit dem Töpfchen?
In vielen Familien wird seit einiger Zeit die Sauberkeit wieder sehr stark thematisiert. Hier hört man von Mädchen und Jungen, die ihre Eltern mit dem Klo-Gang erpressen, von Kindergartenkindern mit chronischer Verstopfung oder von den Vierjährigen, die für das “Aa-Machen” hinter die Gardine gehen und dann “Mama fertig!” winseln. Das sind Informationen, Kinder!
Immer mehr Mütter und Väter sprechen in der Familienberatung das Thema Sauberkeit an oder fragen was sie tun sollen, obwohl sie ihren Sohn eigentlich nicht mehr wickeln wollen, er aber nur in die Windel mache. Dahin gehend kann man davon ausgehen, dass etwas schief gelaufen ist, wenn ein Kind in wohl gewählten deutschen Worten “Ich möchte die Windel abgenommen bekommen!” sagt. Denn was früher selbst verständlich war, nämlich die Sauberkeitserziehung, ist dort vernachlässigt worden. Das sind Informationen, Kinder!
Dass die Kontrolle der Ausscheidungen auch eine Frage der körperlichen Reife ist, steht außer Frage. Ausgereift müssen nicht nur Nervenbahnen sein, die dem Gehirn den Zustand “Darm voll” oder “Blase voll” signalisieren, sondern auch die Beherrschung im Hinblick auf den Schließmuskel. Dies sollte eigentlich am Ende des zweiten Lebensjahres der Fall sein. Selten kommt dies vor 1 ½ Jahren vor, manchmal auch erst mit 2 ½ Jahren. Dass die Blase ein sensibles Organ ist, ist dabei kein großes Geheimnis. Kindern fällt es oft schwerer diese zu kontrollieren, beim Darm ist dies schon nicht mehr so diffizil, weil man ja auch öfter “strullern” muss. Das Einnässen ist ein Thema für sich, welches aber meistens erst ab dem fünften oder sechsten Lebensjahr zur Sprache kommt. Hier heißt das Motto. “Nicht Vertopfung, sondern Verstopfung”. Das sind Informationen, Kinder!
Es geht bei dahin gehenden Ansprachen ums Sauber werden und nicht um das Trocken werden. Dass neun von 10 Kindern bis zu ihrem dritten Geburtstag den Darm kontrollieren können, ist wissenschaftlich erwiesen. Höchstens ein Jahr später tut dies der Rest. Das sind Informationen, Kinder!
Die große Anzahl von Mädchen und Jungen, die auch im Kindergartenalter noch mit stinkender Windel herumlaufen und sich eher tagelang weigern den Stuhlgang erfolgreich hinter sich zu bringen als sich auf die Toilette oder den Topf zu platzieren, erstaunt dabei. Dies ist nicht nur unappetitlich, unökologisch, sondern vor allem auch zeitaufwendig. Das sind Informationen, Kinder.
Dass es Eltern heutzutage besser machen wollen als ihre Großeltern dahin gehend liegt der Verdacht in Bezug auf diese Entwicklung. In der Hoffnung, dass die Kinder dann schneller trocken werden, werden diese oftmals schon mit dem ersten Geburtstag auf den Topf gesetzt. Das sind Informationen, Kinder!
Das Topftraining auf Grund mangelnder Reife gar nichts bringt, sondern die Kinder im Gegenteil sogar quälen, haben Wissenschaftler herausgefunden. Kaum noch unangenehme Feuchtigkeit am Po waren bei Krabblern Dank besserer Windeln zu spüren. Töpfchentraining? lautet dann die Frage, die danach mit der Feststellung “Das sei doch vorgestern” einhergeht.
Die Mutter eines fast fünfjährigen kann man deswegen heute fragen: “Na, ist Dein Joel schon sauber?” Darauf wird dann geantwortet, dass man lieber warte, bis er dies von sich aus sagt, und man ihn nicht unter Druck setzen wolle, da Joel ja nicht traumatisiert werden solle.
Allerdings wird Joel eher deshalb traumatisiert, da er im zweiten Kindergartenjahr immer noch mit vollgemachter Hose herumläuft und ihn seine Umwelt deshalb schief anschaut. Und zwar die Erzieherinnen wie die Gleichaltrigen.
Keiner möchte hier verneinen, dass der Zurückhaltung der Eltern mit Sicherheit beste Motive vorausgehen. Dies ist meistens der Wunsch, dass man sein Kind gleichwertig behandeln möchte ohne ihm dabei etwas vorzuschreiben und es möglichst mitbestimmen zu lassen. Viele haben nämlich das Gefühl, dass man dem Vierjährigen etwas Böses antut, wenn man versucht ihn auf den Topf zu setzen.
Dies ist allerdings ein Missverständnis, da ein Kindergartenkind weder alles mitentscheiden kann, noch alles mitentscheiden will. Schließlich reicht die Vorstellungskraft nicht dafür, dass das Hin und Her mit der Windel unpraktischer ist als das “Geschäftemachen” auf dem Klo. So trägt Joel wahrscheinlich auch nach vier Jahren immer noch voller Stolz sein “tragbares Korsett” zur Schau, wenn er von seinen Eltern aus falsch verstandener Sorge oder auch nur aus Gleichgültigkeit die Töpfchen-Nachhilfe verweigert. Schließlich weiß er ja nicht, wie es anders geht. Das sind Informationen, Kinder!
Vielleicht findet Joel die Windel auch deshalb klasse, da ihm beim Ritual des Wechselns der Windel die Aufmerksamkeit gewährt wird, die er ansonsten im stressigen Arbeits- und Familienalltag weder von Vater noch von Mutter bekommt. Er findet Windeln vielleicht auch deshalb besser, weil von Woche zu Woche die Aufmerksamkeit beim “Pampern” immer größer wird, da es die Eltern mehr und mehr nervt. Das sind Informationen, Kinder!
Dies ist für Joel nämlich eine ganz interessante Erfahrung. Natürlich ist es nicht sein am liebsten gehegter Wunsch, seine Eltern zu erpressen. Aber er hat natürlich schon längst mitbekommen, dass er mit diesem Gebaren richtig spannende Reaktionen ins Leben rufen kann. Dass aus diesem Machtkampf niemand als Sieger hervorgeht, ist hier das Problem. Denn Joel startet umso mehr auf stur, je größer der Druck der Eltern wird. Schließlich kann er seinen Schließmuskel kontrollieren. Immer wieder tauchen Fälle auf, wo Kinder auf ihren Stuhlgang eine Woche oder sogar länger verzichten. Dann muss der Arzt einschreiten. Um das zu vermeiden, sollten alle Eltern zu einem moderaten Töpfchen-Training übergehen. Das sind Informationen, Kinder!
Vor dem zweiten Geburtstag kann man beispielsweise gemeinsam mit dem Kind auf Einkaufsbummel gehen, bei dem sich das Kind seine Toilette selbst aussuchen darf. Erfahrungen zeigen, dass das Töpfchen dabei meistens mehr Beliebtheit erfährt als ein Toilettenaufsatz. Das sind Informationen, Kinder!
Regelmäßig sollte man das Kind dann daran erinnern, dass nun das eigene Klo zur Verfügung steht. Nun soll das Kind nach Möglichkeit auch alle 2,3 Stunden dort Platz nehmen. Auch wenn zu Beginn nichts im Topf bleibt, sollte man keinen Groll hegen. Aber wenn mal etwas im Töpfchen landet, darf man das Kind ruhig mit Lob überschütten.
Für das Töpfchen-Training eignet sich besonders die warme Jahreszeit. Schließlich muss man dem Kind dann nicht so viel ausziehen. Ein Platz im Warmen sollte dem Kind vergönnt sein, wenn man das Training im Winter starte. So darf das Töpfchen auch ruhig mal im Wohnzimmer platziert werden. Das sind Informationen, Kinder!
Wenn das Kind dann mal muss, wird es wahrscheinlich spätestens nach sieben Tagen von selbst auf den Topf gehen, wenn man das Training einige Tage akribisch durchgehalten hat. Die Missgeschicke, dass das Kind auch manchmal erst kurz nach dem Wasserlassen aufs Töpfchen geht, sind ganz normal. Dem Kind wird das Sauber werden umso leichter fallen, je entspannter die Eltern zum Töpfchen-Thema stehen. Ganz ohne Hilfe funktioniert das aber leider nicht. Das sind Informationen, Kinder!