Das externe Coaching hat vor allem in Deutschland einen rasanten Anstieg erfahren. Der Vorgesetzte als Coach wird hierdurch zunehmend in den Hintergrund gerückt.
Ausgelöst durch das Buch “Unter vier Augen” vom Autor Wolfgang Loos erlebte das Einzel-Coaching, welches die einzelne Person in den Fokus rückt, einen lebhaften Aufschwung.
Die Vorteile des externen Coachings liegen darin, persönliche wie auch berufliche Probleme auf einer sehr privaten und vertraulichen Ebene zu diskutieren und zu beraten. Da auch psychologische Arbeit geleistet werden muss, sollte der Coach über eine fundierte Ausbildung in diesem Bereich verfügen und sich auch in der Anwendung von therapeutischen Verfahren sicher auskennen. Häufig ist es eine Überforderungssituation, welche den Teilnehmer antreibt, die Unterstützung durch einen Coach zu suchen.
Häufige Auslöser, die zum Einsatz eines Coaches führen sind:
- Der Vorgesetzte kämpft mit sich widersprechenden Aspekten seiner Führungsrolle. Die Aufgabe des Coaches ist es, nun der Führungskraft Wege aufzuzeigen, welche Widersprüche in seinen Handlungen klarmachen und ihm zu helfen, seine Rolle als Vorgesetzter mit ihren Funktionen klar zu definieren. Hierzu ist es wichtig, Ziele und Wertvorstellungen des Vorgesetzten herauszuarbeiten.
- Wahrnehmung nur aus dem eigenen Blickwinkel, führt ab einer gewissen Position des Vorgesetzten zu Schwierigkeiten. Ist eine bestimmte Position in der Hierarchie eines Unternehmens erreicht, so wird der Vorgesetzte keine oder nur noch sehr wenig Kritik an seinen Handlungsweisen erfahren. Der Coach dient hier als Person, die zur Reflexion benötigt wird, da sie dem Vorgesetzten auf Augenhöhe begegnen kann und somit offen Probleme ansprechen kann. So ist es in dieser Konstellation möglich, Alternativen zu erwägen, die sonst nicht zur Sprache kommen würden.
- Häufig wird vor allem bei Führungskräften die Belastungsgrenze zu stark überreizt. Dadurch wird ihre Arbeit immer weniger effektiv, obwohl sie fast rund um die Uhr im Einsatz sind. Dieses erhöht die Belastung noch zusätzlich. Hier kann ein Coach helfen, diese Art der Negativspirale zu durchbrechen, indem er gemeinsam mit dem Vorgesetzten versucht, den häufig selbst verursachten Druck zu nehmen, Prioritäten neu zu verteilen und auch Berufs- und Arbeitsleben neu gegeneinander abzuwägen und anders zu strukturieren.
- Die Führungsrolle bedarf einer Hinterfragung und muss neu geordnet werden. Dies wird nötig, wenn eine Führungskraft selbst das Gefühl hat, in seiner Arbeit Unsicherheit zu verspüren. Dieses ist fatal, denn es wird erwartet, dass die Führungskraft ihren Untergebenen gegenüber Sicherheit und Überzeugung ausstrahlt. Diese Funktion als Vorbild kann ins Wanken geraten. Hier greift der Coach ein, indem er Konflikte, Erwartungen und grundsätzliche Einstellungen des Vorgesetzten hinterfragt und gemeinsam mit ihm Strategien erarbeitet. Positive Ressourcen werden erkannt und in das Arbeitsumfeld integriert, sodass neue Sicherheit und Überzeugungskraft gewonnen werden können.
- Umbrüche im Berufs- aber auch Privatleben können das Selbstbewusstsein und damit auch das Bild, das ein Mitarbeiter / Vorgesetzter nach außen vermittelt, stören. Das können plötzliche Todesfälle, Krankheit aber auch Veränderungen oder Unterbrechungen des Karriereweges sein. Der Coach vermittelt hier Unterstützung zum Beispiel in der Aufarbeitung von Trauer und hilft bei einem Neustart. Sollte die klare Entscheidung getroffen werden einen Neubeginn in der Berufstätigkeit zu versuchen, hilft der Coach beim Definieren neuer Ziele und bei der Bestimmung des eigenen Standortes.
Hier zeigt sich deutlich, welche Berührungspunkte es zwischen dem externen Coaching, der Psychotherapie und der Supervision gibt. Genau wie in diesen Formen des Dialoges kann der Coach seine Methode frei wählen und ein Konzept erstellen. Durch den Begriff des Coachings können Führungskräfte fachlich kompetente Hilfe in Anspruch nehmen, ohne dadurch jedoch eine Stigmatisierung zu erfahren.