ADS / ADHS tritt zumeist gehäuft innerhalb einer Familie auf. Daher lässt sich sagen, dass es hier eine erhebliche erbliche Komponente zu berücksichtigen gilt. Findet sich in der Familie ein ADS / ADHS Kind, so sind mit großer Wahrscheinlichkeit auch Geschwisterkinder betroffen. Dieses ist jedoch kein Muss. Es gibt durchaus Familien mit betroffenen und nicht betroffenen Kindern. Im ersten Moment erscheint dieses als das kleinere “Übel”, ist man doch schon mit einem ADS / ADHS Kind sehr stark gefordert. Jedoch sollte bedacht werden, wie sich das betroffene Kind in einer solchen Konstellation fühlt. Handelt es sich bei dem nicht betroffenem Geschwister um ein älteres, verliert sich vieles an Problemen für den betroffenen von ADS / ADHS schon durch die Tatsache, dass das Geschwisterkind ja älter ist und schon deshalb mehr kann. Ist jedoch das nicht betroffene Geschwister jünger, besteht die Gefahr, dass es sein älteres Geschwisterkind irgendwann überflügelt. Damit wird die Situation für den ADS / ADHS Betroffenen natürlich nicht einfacher. Auch das nicht betroffene Geschwisterkind hat häufig mit der Situation zu kämpfen, da sich ja “ immer alles nur um den / die andere dreht”.
Sind alle Geschwister ADS/ADHS betroffen, so stellt dieses natürlich erst mal eine gewaltige Herausforderung für die Familie dar. Allerdings verläuft nun die Entwicklung der ADS/ADHS Geschwister untereinander “normal”. Mit Kindern anderer Familien verglichen, werden die Unterschiede deutlich. Jedoch führt ein ständiges Vergleichen zu nichts und man sollte sich auf die eigene Entwicklung und Geschwindigkeit konzentrieren. Sonst läuft man Gefahr, positive Entwicklung zu übersehen, da das ADS/ADHS Kind ja noch nicht so weit ist, wie es seinem Alter vielleicht entspricht.
Blickt man eine Generation weiter, wird man meist schnell feststellen, dass ein oder sogar beide Elternteile eine sehr ähnliche Entwicklungsgeschichte hatten und das sie nach heutiger Definition wohl auch als hyperaktiv und / oder aufmerksamkeitsgestört, also ADS/ADHS betroffen, eingeordnet worden wären. In vielen Fällen findet sich auch ein Großelternteil, welches sich daran erinnert, in seiner Kindheit ein ausgesprochen lebhaftes Kind oder ein Träumerchen gewesen zu sein. Meist waren diese Kinder in der Klasse auch damals schon mit dem Titel “Zappelphilip” belegt.
Die Frage nach dem sprunghaft erscheinenden Anstieg der ADS / ADHS Zahlen wird in diesem Zusammenhang immer wieder gestellt. ADS/ADHS Betroffene hat es immer gegeben. Aufgrund der erblichen Konstellation vergrößert sich diese Zahl naturgegeben. Zudem sind heute Lernbedingungen und auch Lebensumfelder deutlich anders strukturiert als früher. Noch in den 70/80 iger Jahren spielten Kinder in der Regel draußen. Es gab Fußballwiesen, Kletterbäume, jedoch keine Terminpläne. Die Kinder bewegten sich viel mehr und auch Lautstärke beim Spielen und ganze “Horden” von Kindern waren für die Nachbarschaft in der Regel kein Problem. Die Kinder mussten sich nicht langwierig verabreden, sie trafen sich draußen zu Spielen. Dadurch hatten ADS/ADHS Kinder ganz andere Kompensationsmöglichkeiten. Heute haben selbst Kindergartenkinder schon volle Terminkalender. Spontane Verabredungen und spielen einfach nach Lust und Laune ist so gar nicht mehr möglich. Gerade beim Auftreten größerer Gruppen älterer Kinder und Jugendlicher ist heute schon so mancher elektrisiert und denkt direkt über deren Vorhaben und die Auswirkungen auf den eigenen Privatbereich nach. Treffen sich Jugendliche heute zum Fußballspielen, Skaten oder Inlinern, so “hängen” sie “rum” Früher wäre das nicht so negativ gesehen worden, es war schlichtweg normal. Die heutigen Kinder und Jugendlichen haben jedoch wenig Möglichkeiten sich hier zu entfalten. So findet man sie immer öfter vor den doch so verlockenden Computerspielen, Medienangeboten etc. ADS / ADHS Betroffene fallen dadurch einfach stärker auf. Hatten sie früher die Möglichkeit sich “auszutoben”, so sind sie heute aufgrund fehlender Angebote oftmals nicht mehr in der Lage dazu.