Das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom mit und ohne Hyperaktivität wird meist im Kindesalter deutlich. Anfangs fallen die Kinder vielleicht nicht weiter auf. Ist das Kleinkind mit ADHS besonders lebhaft, wagemutig und von sonnigem Gemüt, so hält sich das Kleinkind mit ADS extrem zurück, ist sehr schüchtern und still und meist in der Beobachterposition zu finden. Das hyperaktive Kind geht schnell auf andere zu, wenigstens solange der Kontakt zu anderen Kindern noch nicht von negativen Erfahrungen geprägt ist. Jedoch überfährt es seine Kameraden im Spiel regelrecht mit seiner sehr lebhaften Art, will den Ton angeben, hat meistens Recht und selten Schuld und ist ein rechter Draufgänger. Trotzdem ist dieses Kind oftmals sehr beliebt, da es immer die verrücktesten und leider auch hin und wieder riskantesten Ideen hat.
Das Kind mit ADS ist eher ein Träumer und wird von den Spielgefährten auch so wahrgenommen. Das heißt es braucht den Antrieb eines anderen und beteiligt sich dann gerne. Durch seine Zurückhaltung gerät es natürlich schnell in die Situation eines “ Befehlsempfängers”. Sozial wird es in der Gemeinschaft nicht die gleichen Probleme bekommen wie ein Kind mit ADHS. Eher wird es als angenehm im Umgang empfunden, denn Widerspruch oder unangenehm auffallendes Verhalten ist von einem ADS Kind nicht zu erwarten. Das ADHS Kind ist hier wesentlich eher von Ausgrenzung, Ablehnung und Isolation bedroht. Trotzdem sollte man nicht meinen, dass ein Kind mit ADS es also viel leichter hat als eines mit ADHS. Seine Probleme wiegen gleich schwer, auch wenn sie anderer Natur sind. Muss dass ADHS Kind mit eventueller Ausgrenzung und Ablehnung leben, so besteht beim ADS Kind die Gefahr, dass es irgendwann in depressive Stimmung fällt, da es nie seine eigene Meinung zum Ausdruck bringt und nur Mitläufer ist.
Depressionen als sekundäre Erkrankung kommen bei beiden Krankheitsbildern vor, da Kinder mit beiden Typen der Erkrankung letztlich immer wieder die Ablehnung ihrer eigenen Person erfahren. Hier ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen ist enorm schwierig. Um so wichtiger ist die frühzeitige Kenntnis um das Vorhandensein dieser Problematik. Je eher Eltern und Bezugspersonen aufmerksam mit dem Problem umgehen, um so eher begegnen sie den betroffenen Kindern mit Verständnis. Völlig falsch wäre an dieser Stelle ein ständiges Entschuldigen von unangemessenem Verhalten mit der Begründung, dass das Kind ja “krank” ist. Auf diesem Weg wird dem betroffen Kind nicht geholfen, es gerät vielmehr immer weiter ins Abseits. Richtig wäre sich die Andersartigkeit klarzumachen, das Syndrom zu verstehen und dem Kind klare Regel, Konsequenzen und Strukturen an die Hand zu geben, an denen es sich orientieren kann.
ADS / ADHS Kinder fühlen sich nicht selten wie das berühmte Blatt im Wind und brauchen jemanden, der ihm mit viel Liebe und Geduld und dem nötigen Verständnis für seine Situation immer wieder auf die richtige Spur hilft und ihm mit den nötigen klaren Strukturen Halt gibt . Mit der entsprechenden Unterstützung kann auch das betroffene ADHS Kind in eine Gruppe integriert werden und eine glückliche Kindheit mit positiven Erfahrungen haben. Wichtig ist der offene und aufklärende Umgang mit der Erkrankung ADHS. Allerdings sollte man sich nicht für irgendetwas rechtfertigen oder sogar verteidigen müssen. ADS / ADHS ist kein Mangel an Erziehung! Niemand würde auf die Idee kommen, eine Rechtfertigung für eine Diabetes Erkrankung zu verlangen, geschweige denn die Medikation derselben an den Pranger stellen. Genauso sollte es mit dem ADS / ADHS auch sein. Leider trifft man immer noch auf sehr viel Abwehr im Umgang mit dem Umfeld der Kinder. Allerdings muss positiv angemerkt werden, dass gerade in den letzten Jahren deutlich mehr Verständnis und Information vorzufinden ist. Mitte der neunziger Jahre fragte sicher noch mehr als jeder zweite, was denn nun ADS / ADHS sei. Heutzutage ist das Syndrom sehr viel bekannter, sowohl im privaten Bereich, als auch in Kindergärten und Schulen.