Bei einem Aufmerksamkeitsdefizit ist die Aufmerksamkeit ist deutlich vermindert und die Fähigkeit, sich über einen längeren Zeitraum hinweg durchgehend gut zu konzentrieren, ist nicht sehr ausgeprägt. Ablenkungen von kleinster Ausprägung lenken die Gedanken des Betroffenen um und man wundert sich zuweilen, an welcher Stelle sich der Betroffene innerhalb eines Gespräches auf einmal befindet. Zwar kann es sein, dass ein Gesprächspartner mit AD(H)S sich intensiv am Gespräch beteiligt und zuweilen schon mehrere Gedankensprünge vorausahnt und somit sein Gegenüber mit schnellen Schlussfolgerungen verblüfft, jedoch kommt es zuweilen gerade bei Kindern vor, dass ein einzelner Begriff in einem Satz zu einer Abschweifung der Gedanken führt, welche mit dem eigentlichen Thema nun wirklich überhaupt nichts mehr zu tun hat. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass der Lehrer beim Zerlegen eines Satzes die Wörter “rot” und “Auto” verwendet und nun lediglich eine Wortartenbestimmung von den Schülern wünscht. Ein AD(H)S Schüler nimmt diese Worte vielleicht auf und denkt sich, dass Opa am Wochenende mit seinem neuem roten Auto zu Besuch war und hat nun den nicht unterdrückbaren Drang dieses mitzuteilen. Schließlich hat die Lehrerin ja gerade auch etwas von roten Autos gesagt. Das Kind meldet sich, oftmals mit ungeheurem Nachdruck, so dass der Lehrer die Wortmeldung nun annimmt, häufig schon in Erwartung einer nicht nachzuvollziehenden Antwort. Teilt das Kind nun mit, dass Opa mit seinem neuen roten Auto zu Besuch war, erntet es nicht selten heftige Lacher von Seiten der anderen Klassenkameraden und ist natürlich völlig frustriert, da es diese Reaktion so gar nicht nachvollziehen kann.
Diese Reaktionen und Auffälligkeiten bestimmen zum Leidwesen der betroffenen Kinder ihren Alltag. Da sie nicht in der Lage sind nachzuvollziehen, was sie nun schon wieder falsch gemacht haben, reagieren sie nicht selten mit Rückzug, schließlich kann man es ja ohnehin niemanden recht machen, oder aber als anderes Extrem mit Aggressivität, denn die sind ja alle gemein und ungerecht zu mir. Ein Kind mit einer Aufmerksamkeitsstörung vergisst auffallend oft Aufträge, Hausaufgaben und Dinge, die es eigentlich mit in die Schule bringen sollte. Man sollte nie zu viele Informationen auf einmal vermitteln und sicherstellen, dass die Inhalte der Information auch wirklich bei dem Kind angekommen sind. Aufträge wie zum Beispiel
1. Räume bitte dein Zimmer auf
2. Stell deine Schuhe weg
3. Decke bitte den Mittagstisch
4. Packe deine Schultasche für morgen,
überfordern ein AD(H)S Kind. Sie können davon ausgehen, dass es unter dem Druck sich dieses alles zu merken, erst recht nichts mehr behält und so vielleicht gerade noch seine Schultasche für den nächsten Tag packt. Dabei ist es sich durchaus im klaren darüber, dass da noch mehr war und dass es “schon wieder mal” die Hälfte vergessen hat. Auch solche Erfahrungen nagen am Selbstbewusstsein der Betroffenen. Helfen können hier weniger Informationen auf einmal oder auch schriftliche festgelegte Pläne, anhand derer sich das Kind selbst kontrollieren kann, selbstständiger wird und Erfolgserlebnisse hat. So hat man die Möglichkeit, die Selbstständigkeit und das Selbstbewusstsein positiv zu stärken. Dabei sollte man nie vergessen, dass der Betroffene sehr unter der Situation leidet und gerne alles anders und “richtig” machen würde.
Ein Kind mit diesen Problemen braucht ungeheuer viel Unterstützung von außen, sowohl durch seine Familie, als auch durch Kindergarten / Schule etc. Verständnis für die Denkweise der Betroffenen ist hier unabdingbar. Nur wer versteht und akzeptiert, dass das Kind nicht einfach dumm ist, böswillig handelt oder nur schlecht erzogen ist, ist in der Lage, ihm mit Verständnis zu begegnen und sowohl dem Kind, als auch der Familie Unterstützung zukommen zu lassen. Hier wird wiederum deutlich, wie wichtig ein offener Umgang mit Personen außerhalb der Familie ist. Gerade Lehrer sollten unbedingt in die Problematik von AD(H)S mit einbezogen werden. Ist die Diagnose schon vor Schuleintritt gestellt, sollte man sich nicht scheuen, dieses im Vorfeld bei den in Frage kommenden Schulen zu erwähnen. Eine Schule, die schon von vorneherein Widerwillen in der Zusammenarbeit signalisiert, ist sicher sowohl für das betroffene Kind, als auch für dessen Familie nicht die geeignete Wahl. Es lohnt sich auch längere Wege in Kauf zu nehmen, denn gerade die Schullaufbahn ist wichtig und mit Schwierigkeiten in der Kommunikation dann ein nicht enden wollender Zeitraum. Bei aller Bereitschaft zur Aufklärung und zum Gespräch sollte man jedoch nicht in die Verlegenheit geraten, sich für irgendetwas zu rechtfertigen. Schließlich rechtfertigt sich auch niemand für eine Sehschwäche und der damit verbundenen Brille. Genauso sollte das bei einem Aufmerksamkeitsdefizit nicht der Fall sein. ADS / ADHS ist eine Krankheit.