Die gebräuchlichsten Formen der Therapie bei ADS / ADHS sind die Verhaltenstherapie, die Familientherapie, die Ergotherapie und die Sprachtherapie.
Verhaltenstherapie
Diese Therapieform hat das Ziel, dem betroffenen ADS /ADHS Kind / Jugendlichen Wege zu vermitteln, ihr Leben und ihr Verhalten selbst zu steuern und zu managen.
Verhalten und Aussagen werden in intensiven Gesprächen reflektiert, um dem Betroffenen langfristig die Möglichkeit zu geben, sein Verhalten selbst gesteuert zu verändern und für sich zu reflektieren. Veränderungen im Verhalten sind natürlich langwierig und nicht immer einfach zu bewerkstelligen. Konsequentes Vorgehen bei nicht erwünschten Verhalten ist hier von großer Wichtigkeit. Mindestens genauso wichtig ist jedoch auch das Hervorheben von erwünschten Verhalten. Gerade bei ADS / ADHS Kindern ist dieses sehr wichtig, da sie durch ihr inzwischen sehr negatives Selbstbild oftmals der Meinung sind, sie machen ohnehin alles falsch. Klare und eindeutige Rückmeldungen sind also äußerst wichtig in einer Verhaltenstherapie. Oftmals wird auch hier nach dem Verstärker Prinzip gearbeitet. Das heißt positive Konsequenzen werden gezogen. In der Praxis könnte das heißen, wenn das Verhalten angemessen war, “erarbeitet” sich das Kind eine Lieblingsfernsehsendung. Nicht: Ich nehme dir die Fernsehzeit weg, wenn du dich nicht angemessen verhältst. So erhält das Kind Rückmeldung über erwünschtes Verhalten. So erlernt der Betroffene in der Verhaltenstherapie sein Verhalten zu beobachten. Es ist unbedingt zu beachten, dass das ADS / ADHS Kind auf direkte Rückmeldungen angewiesen ist, da es meist einfach nicht oder nicht mehr in der Lage ist sein Verhalten einzuschätzen.
Angemessenes Verhalten wird eingeübt. Dazu werden schwierige Situationen besprochen und alternatives Verhalten geübt. Auch Konzentrationsübungen und Übungen zum genauen Hinsehen und Arbeiten können durchgeführt werden. Hierbei wird immer wieder ermuntert und mit Verweis auf den anderen Stil der Wahrnehmung bei ADS / ADHS erklärt und wiederholt. Mit der Zeit werden sich hier erste Erfolgserlebnisse einstellen, die wiederum als positiver Verstärker fungieren.
Auch mit den Bezugspersonen werden in regelmäßigen Abständen Gespräche geführt, um diese in die Therapie mit einzubinden und so eine Mitarbeit im häuslichen Rahmen zu gewährleisten. Dieses ist sehr wichtig, da nur außerhalb der Therapie deren Inhalte erprobt werden können. Klares Reflektieren ist daher auch zu Hause sehr wichtig. In dieser Therapieform wird mit dem ADS / ADHS Kind / Jugendlichen immer wieder besprochen, worum es sich gerade dreht. Verhalten wird reflektiert und der Betroffene wird mit fortschreitender Therapie immer weitergehender in Lage sein, selbst zu reflektieren und sein Verhalten zu analysieren. Erst wenn ihm gelingt sein Verhalten und die damit verbundenen Verhaltensmuster zu verstehen. Wird er in der Lage sein diese Muster zu verändern und selbst zu beeinflussen.
Familientherapie
Eine Familientherapie ist bei einer Familie mit einem oder aber mehreren ADS / ADHS betroffenen Kindern von großer Bedeutung. Spannungen innerhalb der Familie können die Kommunikation deutlich erschweren. Sicher ist das für alle Familien zutreffend, jedoch sind die Anforderungen, die an eine Familie mit ADS / ADHS Kindern gestellt werden von vorneherein sehr groß. Zum einen sind da die innerfamiliären Probleme, wie zum Beispiel “Wie gehe ich mit diesem Kind um”, “Wie kann ich der Erziehungsaufgabe gerecht werden”, “Wie kann ich meinem Kind helfen”… . Zum anderen wird eine solche Familie auch zunehmend von außen unter Druck geraten, sei es durch die Schule, den Verein, Freunde…. .
Das alles ist eine enorme Belastung für die Familie mit ADS / ADHS Kindern und Jugendlichen. Nur eine Familie in der ein starker Zusammenhalt besteht wird in der Lage sein, diesen Alltag über viele Jahre zu meistern und dabei nicht den Spaß an der Familie zu verlieren. Hier soll eine Familientherapie unterstützen. Hier soll das Gespräch untereinander ermöglich werden. Auch, und gerade, in schwierigen Situationen. Jeder wird gehört und hat ein Recht sich zu äußern. Wichtig ist es, einen gemeinsamen Weg zu finden, auf dem alle zu ihrem Recht kommen, keiner immer zurücksteckt oder diktiert und den Ton angibt. Eine Familietherapie bei einer Familie mit ADS / ADHS Kindern und Jugendlichen wird nur dann von Erfolg und Fortschritt geprägt sein, wenn der Therapeut über eine entsprechende Erfahrung in der Arbeit mit ADS / ADHS Betroffenen verfügt. Darum sollte diese Thematik vor Beginn einer Therapie klar angesprochen werden, da ein ADS / ADHS unerfahrener Therapeut nicht mit dem notwendigen Wissen über die Besonderheiten bei ADS / ADHS vertraut ist und so unter Umständen von völlig falschen Voraussetzungen ausgeht, um der Familie zu helfen.
Ergotherapie
Die Form der Ergotherapie findet Anwendung, wenn ein Kind in seiner kognitiven, emotionalen und / oder körperlichen Entwicklung retardiert ist, dass heißt nicht seinem Alter entsprechend entwickelt ist. Ist diese Retardierung zu einem hauptsächlichen Bestandteil in einer nicht ausreichenden Nutzung von Sinnesreizen oder in der Schädigung von Sinnesorganen zu finden, ist die Grundlage für eine Ergotherapie gegeben. Gerade ADS / ADHS Kinder haben im Bereich der Wahrnehmung von Sinnesreizen häufig Defizite, welche nicht zuletzt auf ihrem veränderten Wahrnehmungsstil beruhen. Bei der Ergotherapie geht es nicht darum, nur die Schwachpunkte in der Entwicklung des Kindes zu sehen und zu fördern, sondern das Kind als komplexe Person mit Stärken und Schwächen wahrzunehmen und ihm ganzheitlich gerecht zu werden.
In der Ergotherapie wird dem Kind die Möglichkeit gegeben, durch verschiedenste Reize und Empfindungen im Bereich Hören, Sehen, Gleichgewichtssinn und Sensorik eine neurale Reifung zu erfahren, die es bei einer “normalen” Entwicklung schon in früheren Kindheitsjahren hätte machen müssen. So kann die Ergotherapie dem Kind Grundlagen vermitteln, die es sonst nicht mehr nachholen könnte. Gerade bei ADS / ADHS Kindern ist eine Ergotherapie häufig sinnvoll, allerdings ist eine Ergotherapie als alleinige Therapieform bei ADS / ADHS nicht sinnvoll.
Sprachtherapie
So wie es ADS / ADHS Kinder gibt, die schon mit 2 Jahren reden wie ein Wasserfall und das mit einer ausgesprochen guten Wortwahl und überraschend guter Grammatik, so gibt es auch die Fälle, die noch mit 4 Jahren in der so genannten “Babysprache” sprechen und sich hauptsächlich über Zeichen und Mimik verständlich machen. Untersuchungen beim Ohrenarzt sind ohne Befund und der Kinderarzt tröstet nicht selten: “Das wächst sich aus!” Oftmals ist die Diagnose ADS / ADHS noch nicht gestellt und neben hyperaktiven Verhalten, welches noch niemand wirklich erklärt hat, ist das Problem der ausbleibenden Sprache das erste was auffällt.
Eine Sprachtherapie ist durchaus sinnvoll und auch schon bei einem Kind mit 4 Jahren durchführbar. Sicher wird ein vierjähriger nicht nach zehn Therapiesitzungen munter darauf los plappern. Aber er verliert die Angst vorm Sprechen. Hat sich dies erst mal gefestigt, zusammen mit der Erfahrung ausgelacht zu werden, wird sich das Kind immer weiter zurück ziehen. Gerade bei ADS / ADHS Kindern ist ein früher Therapiebeginn sinnvoll, da sie aufgrund ihres verändertem Wahrnehmungsstil auch längere Zeit brauchen, bis die Therapieinhalte greifen. ADS / ADHS Kinder überhören durch ihren Wahrnehmungsstil oftmals Laute oder Silben, darum können sie also das gehörte nicht richtig wieder geben. Oft können sie nicht zwischen ähnlichen Lauten differenzieren. Diese Differenzierung muss von ADS / ADHS Kindern mühsam erlernt werden. Oft sind ADS / ADHS Kinder selbst sehr laut, empfinden dieses aber nicht so. Ist es in ihrer Umgebung jedoch laut, so nehmen sie dieses sehr empfindlich wahr. Dies ist jedoch keine nervige Marotte der Kinder sondern eine so genannte Hyperakusis. Das Erlernen des Sprechens ist für ADS / ADHS Kinder aufgrund ihrer anderen Wahrnehmung eine besondere Herausforderung.
Eine Sprachtherapie wird in der Regel in der Praxis eines niedergelassenen Logopäden durchgeführt. In Einzelfällen werden auch Hausbesuche verordnet. Über die Notwendigkeit entscheidet der Kinderarzt. In heilpädagogischen Kindergärten ist oftmals eine Betreuung über einen niedergelassenen Logopäden gegeben. Es gibt auch eigens logopädisch ausgerichtete heilpädagogische Einrichtungen. Diese so genannten Sprachheilkindergärten nehmen Kinder auf welche bereits eine Sprachbehinderung aufweisen oder aber von einer Sprachbehinderung bedroht sind. In diesen Einrichtungen wird intensiv, dass heißt mehrmals in der Woche logopädisch gefördert. Also ist ADS / ADHS auch hier sehr zeitaufwendig.