ADS / ADHS und Ritalin

Kommt in Bezug auf eine ADS / ADHS Erkrankung die Sprache auf den Einsatz von Medikamenten, so ist hier dass Ritalin sicher das bekannteste. Das begründet sich schlicht damit, dass es das gebräuchlichste und älteste Medikament in der Wirkstoffgruppe ist, die verwendet wird, um ADS / ADHS Betroffenen zu helfen. Es gibt jedoch mittlerweile eine Auswahl an anderen Medikamenten mit dem gleichen Hauptbestandteil, die sich jedoch im Bereich anderer Bestandteile, zum Beispiel dem Trägerstoff, unterscheiden. Besonders zu erwähnen wären hier Medikinet und Concerta. Alle diese Medikamente fallen in die Stimulanziengruppe. Ihr Wirkstoff ist das Methylphenidat. War Ritalin von der Firma Novartis jahrelang der Marktführer in diesem Segment, so ist diese Stellung durch ein neues Gesetzgebungsverfahren verloren gegangen. Der Gesetzgeber gibt vor, dass gesetzlich Versicherte von ihrer Krankenkassen keine ausländischen Medikamente bezahlt bekommen, wenn ein in Deutschland hergestelltes Produkt die gleiche Wirkung verspricht. Viele ADS / ADHS Betroffene waren jedoch in den vergangen Jahren auf retardierte Präparate angewiesen. Diese retardiert wirkenden Kapseln des Medikamentes geben den Wirkstoff Methylphenidat über einen Zeitraum von mehreren Stunden verteilt ab. Ein von ADS / ADHS betroffenes Schulkind hat durch diesen verzögerten Wirkstoffabbau natürlich den Vorteil, dass in der Schule keine Medikamente mehr nachgenommen werden müssen. So wird eine Sonderstellung innerhalb der Klasse vermieden und das Kind läuft nicht Gefahr, die für die schulische Konzentration so wichtige Medikamenteneinnahme zu vergessen. Außerdem haben manche Lehrer ein erhebliches Problem mit der Tatsache, dass ein Schüler Medikamente mit sich führt, die bei Einnahme durch eine nicht ADS / ADHS betroffene Person zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen kann. Ein retardiertes Produkt ist also von ungeheurer Bedeutung.

Ritalin war jedoch in seiner retardierten Form nur über das Ausland zu beziehen. Durch die veränderte Gesetzgebung wurde dieses nun unterbunden, da inzwischen von der Firma Medici das Medikament Medikinet und von der Firma Janssen-Cilag das Medikament Concerta in retardierter Form angeboten wurde. Novartis legte zwar in diesem Bereich nach und inzwischen gibt es auch von Ritalin retardierte Formen, die in Deutschland direkt erhältlich sind, jedoch hat Novartis durch die gesetzlichen Veränderungen einen Marktverlust in Deutschland erlitten. ADS / ADHS Betroffene, die mit erheblichem zeitlichen Aufwand auf ein in Deutschland verfügbares Retardmedikament umgestellt worden waren, sind natürlich nicht wieder zu Ritalin zugekehrt.

Alle hier verfügbaren Medikamente bewirken eine Stimulation des Hirnstoffwechsels. Dieser ist bei ADS / ADHS Betroffenen vor allem im Bereich der Botenstoffe  Dopamin und Noradrenalin unzureichend. Das Methylphenidat verbessert die Verfügbarkeit dieser Botenstoffe und schafft damit eine deutliche Verbesserung im Bereich des Erscheinungsbildes des ADS / ADHS. Das Methylphenidat ist im Grunde ein Aufputschmittel. Da jedoch ADS / ADHS Betroffene in der Regel paradox auf diese Form von Wirkstoffen reagieren, kommt es bei ihnen eher zu einer “Beruhigung”. Sie sind mit dem Medikament eher in der Lage, ihre Impulse zu kontrollieren, die Sprunghaftigkeit lässt in Handlungen und auch im Denkstil deutlich nach und ermöglicht somit eine bessere Konzentration. Mit einer Methylphenidat Medikation sind Betroffene in der Lage, wesentlich besser zu kanalisieren und sich auf wesentliche Dinge zu konzentrieren und dabei Nebensächlichkeiten zu ignorieren. Das heißt nicht anderes, als dass ADS / ADHS Betroffene unter einer gut eingestellten Medikation die gleichen Lernvoraussetzungen haben, wie nicht Betroffene.

Auf nicht ADS / ADHS Betroffene hingegen wirkt das Methylphenidat aufputschend. Gerade in der jüngsten Vergangenheit hat es wieder Berichte im Fernsehen gegeben, in denen Studenten zu sehen waren, die Ritalin einnahmen, um so besser den immensen Lernstoff auch in der Nacht noch zu bewältigen. Sie sprachen von einer besseren Konzentrationsfähigkeit, wenn sie das Medikament einnahmen. Jedoch hatten sie auch mit erheblichen Schlafstörungen zu kämpfen und hatten Probleme “wieder runter zu kommen”! Diese Studenten waren jedoch nicht ADS / ADHS betroffen. Es ist sehr stark in Frage zu stellen, ob sie sich wirklich besser konzentrieren konnten oder aber durch die aufputschende Wirkung, welche das Methylphenidat ja auf nicht ADS / ADHS Betroffene hat, schlicht nicht mehr gegen den Schlafbedarf ihres Körpers ankämpfen mussten und somit ganze Nächte durchlernen  konnten. Hier liegt klar ein Missbrauch eines Medikamentes vor. Zudem besteht hier sicherlich auch ein Abhängigkeitspotential, welches nicht unterschätzt werden sollte. Nicht umsonst fallen Medikamente mit dem Wirkstoff Methylphenidat unter das Betäubungsmittelgesetz. Die besagten Studenten hatten sich die Medikamente von befreundeten Ärzten verschreiben lassen. Diese Praxis ist äußerst fragwürdig. Über die Verschreibung von Betäubungsmitteln muss ein Arzt genauestens Buch führen. Das ist wohl auch der Grund, warum besagte Studenten in dem Bericht nicht erkannt werden wollten.